Robben hautnah in Warnemünde

Ein Seehund des Marine Science Centers gleitet durch das Ostseewasser vor Warnemünde.

 

Robben hautnah in Warnemünde

Forschung, Flossen & Fische – im Besucherzentrum des Marine Science Center in Warnemünde können Besucher genau das sehen.

Da liegt er nun, der gute alte Marco. Silbergrau, rund und lang ausgestreckt rekelt er sich auf dem Deck. Die Flossen lässig über dem Bauch gefaltet. Er scheint im Reinen zu sein mit sich und der Welt. Marco ist 42 Jahre alt – ein Seehund-Senior, Rentner im Marine Science Center (MSC) am Yachthafen Hohe Düne. Wenn die Wissenschaftler Ringe werfen oder mit Handzeichen arbeiten, um das kognitive Verhalten, die Sinnessysteme und komplexen Orientierungsleistungen von Robben zu erforschen, bleibt Marco liegen. Der Robben-Rentner chillt. Und darf das auch.

Eine Brise Wissen: Tabata und die Welt der Robben

Hier, wo die Warnow in die Ostsee fließt, befindet sich das Robbenforschungszentrum der Uni Rostock, tummeln sich ehemalige Zootiere – aus Beobachtungsdeck-Distanz sind sie fast zum Anfassen nah. Elf Seehunde, zwei kalifornische Seelöwen und ein südafrikanischer Seebär – insgesamt 14 Meeressäuger, die Forschern Auskunft geben über das, was unter Wasser sonst verborgen bleibt: Orientierung, Wahrnehmung, Denken. Die Besucher können also im MSC drei Robbenarten beobachten und unterscheiden lernen. „Wenn man nicht weiß, welche Art es ist, einfach Robbe sagen. Damit ist man immer fein raus”, sagt Tabata. Die junge Biologin lacht verschmitzt und ab und schaut eine Robbe aus dem Wasser. Mit ihren Stupsnasen und den großen Augen sehen sie außerordentlich niedlich aus, diese Raubtiere.

Im MSC in Warnemünde arbeiten zwei Gruppen Hand in Hand: Sensorisch-kognitive Ökologie trifft auf Neuroethologie. Was trocken klingt, fühlt sich hier am Rande der Ostsee lebendig an. Farbige Plastikringe fliegen, Seehunde tauchen, Seelöwen spielen – manchmal konzentriert, manchmal verspielt, manchmal lustlos.

Auf dem Deck steht Tabata. mit warmem Lachen und einer Brise Ostsee im zerzausten Haar. Während hinter ihr die Tiere nach Fischen schnappen, erklärt sie die Welt der Robben – und plötzlich wird die zu unserer eigenen. Die junge Biologin erzählt, dass es 34 Robbenarten auf der Welt gibt, dass ausschließlich Baikalrobben im Süßwasser wohnen, die Ringelrobbe in Finnland zu verorten sei, und dass unsere heimischen Arten Seehund und Kegelrobbe heißen. Letztere ist das größte Raubtier Deutschlands und wirkt mit bis zu drei Metern Länge ganz schön majestätisch.

Schön anzusehen, interessant für die Forschung

Heute seien die Nordsee mit 40.000 und die Ostsee mit etwa 20.000 Tieren sehr artenreich. „Vor 100 Jahren waren sie hier fast alle ausgerottet“, sagt die Biologin nachdenklich. Aber: „Seit 1974 ist der Seehund geschützt, seit 1988 die Kegelrobbe.“ Das macht Mut. Heute gleiten sie wieder durch die heimischen Salz- oder Brackgewässer – wie hier in Warnemünde. Und wenn sich eine Robbe hilflos verirrt oder verletzt gefunden wird, hilft das MSC und gibt ihr im eigenen Medical-Care-Becken Asyl, bis es wieder in die Freiheit zurückgehen kann. Manch einer dieser Gefährten lässt sich später wieder am MSC blicken. Fürsorge vergessen die Tiere nicht.

Während die Besucher auf dem Deck die Augen weiten und Ohren spitzen und mit ihren Eintrittsgeldern die Forschung unterstützen, fließt die Warnow wie eh und je Richtung Ostsee. Tabata sagt, hier seien regelmäßig wilde Robben zu sehen. Manchmal blitzt nur eine Schnauze durch die Wellen, manchmal ruht ein dunkler Körper auf einer Buhne. Aufmerksame Spaziergänger sehen sie in der Gegend rund um den Alten und Neuen Strom in Warnemünde. Und egal, ob bei einem informativen Besuch im MSC an der Hohen Düne am Neuen Strom oder bei einer entspannten Tour an der Ostsee: Schnell wird klar: Robben sind wunderschöneBotschafter der Meere und interessante Tiere für die Forscher.

Und Marco? Er schließt die Augen wieder, die Flossen über dem Bauch. Ruht im rauen Ostseewind auf nassen Blanken. Der Dienstälteste im MSC an der Warnow – vielleicht amüsiert er die Besucher noch ein paar Jährchen länger?


Marine Science Center besuchen:
Infos & Erlebnisse

  • Besuchen: täglich von 10 bis 16 Uhr geöffnet, Mai bis Oktober bis 16 Uhr

  • Eintritt: Erw. 10 Euro, Kinder bis 3 Jahre frei, 4 bis 17 Jahre 6 Euro

  • Selbst Forscher sein: Begleitung eines Forschers – 60 min, 250 Euro für max. bis 3 Teilnehmer

  • Schwimmen mit Seehunden: 45 min, bis zu 5 Teilnehmer, 250 Euro

  • Seelöweninteraktion: 30 min bis max. 2 Teilnehmer, 150 Euro p.P.

  • Seehundbegegnung: 30 min, max. 5 Teilnehmer, 250 Euro

  • Tauchen bei den Seehunden: ca. 45 min, 149 Euro p.P.

  • Schnupperpraktikum: 350 Euro p.P.


Katrin Fiedler, geschrieben und fotografiert am 22. November 2025.

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