Warnemünde? Bring’s Handtuch mit!

Die Scandlines-Hybridfähre passiert die Mole von Warnemünde auf dem Weg zur Ostsee – ein Highlight für Schiffsliebhaber am Alten und Neuen Strom.

 

Sieben Argumente, die eindeutig für Warnemünde sprechen. (Spoiler: Es wird wässrig.)

„Pack die Badehose ein“, hat sie nicht gesagt. Es war das Handtuch, was sie meinte. „Ich könnte es schließlich immer gebrauchen“, sagte meine Freundin. Nach dem Barfußgang am Ufer von Warnemünde. Im Schwimmbad auch. Schließlich sind wir hier oben reichlich umspült von Wasser.

Das Teil musste also mit und heute kommt es zumindest am Strand nicht zum Einsatz. Der Wind pfeift in den schrillsten Tönen. Es ist stürmisch. Zumindest deklariere ich das als Flachländerin so. Die Küste verschwimmt im matschgrauen Licht. Mir stehen die Haare zu Berge. November an der Ostsee – das hat was. Ein Ostseeurlaub im Winter zeigt Warnemünde von seiner rauen, schönen Seite. Ich muss nicht lange nach sieben guten Gründen suchen, die für einen Besuch am Wasser sprechen.

1. Schiffe beobachten am Alten und Neuen Strom

Wenn die Ferienwohnung direkt am Alten Strom liegt und der Blick aufs Wasser geht, wird der Kopf angenehm leer, bis er sich wenig später mit Fragen füllt. Ist das jetzt die Ostsee? Nein, es ist die Warnow, das maritime Bindeglied zwischen Rostocker Hafen und Seebad Warnemünde und eine jahrhundertealte, historische Handelsroute der Hanse. Heute fahren die Schiffe über den – nein, nicht Alten Strom –, sondern Neuen Strom hinaus auf die See. Dieser Kanal wurde 1903 extra für die großen Schiffe ausgebaut. Und so ist hier noch immer die traditionsreiche Schifffahrtslinie Richtung Skandinavien und Baltikum aktiv. Wie schön es aussieht, wenn sich die riesigen Pötte an unserem Fenster vorbei über den Neuen Strom Richtung offene See schieben. Sie verdecken mit ihren mächtigen Rümpfen die Sicht auf die Hohe Dühne und lassen auf dem Alten Strom vertäute Kutter wie Nussschalen schaukeln. Das Erlebnis gehört zu den Warnemünder Sehenswürdigkeiten, die man nicht verpassen sollte.

Hier an der Mole produzieren Wind und Brandung besonders starken Sprühnebel. Wer ihn einatmet, atmet die Weite. Es ist eine Seelufttherapie, ganz und gar kostenlos.

2. Wo die Warnow in die Ostsee kippt

Etwa 150 Kilometer schlängelt sich der Fluss durch Mecklenburg Vorpommern, bevor er hier oben unumwunden in die Ostsee mündet. Und hier kommt gleich die nächste Frage: Kann ich das Wasser der Warnow von dem der Ostsee unterscheiden? Die Einheimischen sagen „Ja“. Doch ich muss es prüfen. Gegenüber unserer Ferienwohnung am Alten Strom liegt die Hohe Dühne. Sie ist nur vier Fährminuten entfernt. Wo einst Sanddünen den Küstenvorsprung eine markante Wölbung gaben, befinden sich heute der Yachthafen und eine Promenade. Genau hier, auf der Ostmole, ist nicht nur der Blick auf das Ostseebad Warnemünde und seinen Leuchtturm fantastisch. Hier lässt sich auch herausfinden, ob es Farbunterschiede zwischen dem weichen Wasser der Warnow und dem Salzwasser der Ostsee gibt. Besonders gut sichtbar wird das an der Uferpromenade vor der Marina.


3. Möwen, Fische, Brackwasser: ein lebendiges Ökosystem

„Münde“ heißt Mündung. Hier, wo der Fluss Warnow in die Ostsee mündet, erklärt sich der Name des einstigen Fischerdorfes Warnemünde ganz von selbst.

Süß- und Salzwasser vermählen sich so gut, dass an dieser Küste zahlreiche Möwen um die nicht minder zahlreichen Fische kreisen. Für alle ist der Tisch reichlich gedeckt, denn das Brackwasser ist ein perfektes Biotop für Fluss- und Meeresbewohner an der Ostseeküste.

Neugierige können verschiedenste Touren buchen, zum Beispiel hier:

www.nabu-mittleres-mecklenburg.de

4. Schiffsausfahrt über den Neuen Strom aufs Meer

Vom Land aus beobachten, wie sich Süß- und Salzwasser verschwurbeln, das ist spannend. Aber die Fahrt mit dem Schiff über die Mündung, das ist noch einmal ein ganz anderes Erlebnis. Der Blick auf Warnemünde, ohne im Touristentrubel zu stehen – unschlagbar. Es erschließt sich gut, dass Wasser diese Stadt ausmacht. Die Hanse, die Fischerei, der Hafen, die Marine, die Forschung – von einem Schiff aus wird entspannt die Perspektive gewechselt.

www.warnow-personenschifffahrt.de

5. Thalasso-Kurwege in und um Warnemünde

Sauber, diese Luft hier. Ein Atemzug und die Lungenspitzen bewegen sich. Bilde ich mir jedenfalls ein. Das Salz ist auf den Lippen zu schmecken. Aerosole und Wind sind super gesund, heißt es bereits seit dem 20. Jahrhundert. Und wir merken es: Die Haut wird weich und der Puls ruhig. Gehen, atmen und Salzaerosole inhalieren – das soll ein Teil einer Thalassokur an der Ostsee sein. Ein weiterer sind die Routen. So verbinden etwa Kurweg 6 (7,8 km Warnemünde-Wilhelmshöhe) und 9 (11,2 km Warnemünde-Naturschutzgebiet Stoltera)Strand, Dünen und Küstenwald. Wer’s kürzer mag, der startet im Kurpark auf einen 3 km langen, barrierefreien Rundweg. Er führt – wie soll es anders sein – über die Seepromenade zum Alten Strom, zur Mole und wieder zurück. Übrigens: 1795 wurden im Kurpark erste Pflanzen eingesetzt. Der Erfolg soll eher mäßig gewesen sein. Heute grünt es hier üppig. Auch das tut der Seele gut.

6. Strandwanderung entlang der Ostsee

In Warnemünde sollen die Wellen sanfter als an der Nordsee sein, der Sand feiner. Aber was helfen eigentlich Vergleiche? Einfach im Hier und Jetzt loslaufen, atmen, dem Ostseerauschen lauschen und die 15 Kilometer Küste genießen, Strandurlaub in Warnemünde funktioniert auch im Winter.

Ganz sicher ist der Sand in Warnemünde fein. Ja, selbst bei Sturm wirken die Wellen flacher, als an der rauen Nordsee. Kalt ist das Wasser im November dennoch. Mein Handtuch, so viel ist sicher, bleibt in der Tasche und die Füße in wärmenden Schuhen. Selbst die gefräßigen Möven haben sich heute rar gemacht. Zu sehr peitscht der Wind. Für uns kein Grund, den Kopf einzuziehen. Denn wie war das noch mal? Es gibt kein schlechtes Wetter, nur nicht die passende Kleidung!

7. Schwimmen im Seebad Warnemünde

Es ist brutal windig. Die Ostsee ist so dunkel gefärbt wie ein Granitblock. Meter hoch bauen sich die Wellen auf und auf ihnen weit sichtbar weiße Gischt. Ich sehe das, während ich meine Schwimmzüge im warmen Salzwasser im Seebad mache. Das überzeugt mich nicht nur mit einer großen Saunalandschaft, Warmwassersprudelbecken und Innenpool und ist ein echtes Wellness-Highlight in Warnemünde. Vor allem aber der Infinity-Außenpool hat es mir angetan. Er lässt den Blick auf die Dünen und Ostsee frei. Und während ich kurze Bahnen ziehe, lese ich immer wieder den Schriftzug des legendären Hotels Neptun. Es ist das 1. zertifizierte Thalasso-Zentrum an der Ostsee. Im Infinity-Außenpool kräuselt sich etwas zickig das Wasser und lässt ab und an weiße Perlen sehen. Als ob die kleine Schwester der großen See Konkurrenz machen möchte.

Ob ich hier auch Aerosole atme? Sind ja schließlich Ostseewasser im warmen Becken und Ostseeluft, die mir um die Ohren pfeifen – in Warnemünde.

www.seebad.de


Katrin Fiedler, geschrieben und fotografiert am 21. November 2025.

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